Auch wenn sich der Hominide im Verlauf der Evolution zum Homo sapiens fortentwickelt hat, hat dieser sein animalisches Wesen nicht völlig abgelegt, es allenfalls verstandesmäßig verfeinert. Die Lust zu töten ist ihm geblieben. Während das Tier nicht aus Mordlust tötet, sondern um seinen Hunger zu stillen, quält, foltert, vernichtet der Mensch seine Artgenossen. Wozu sonst erfand er die Steinzeitaxt, den Pfeil, das Schwert, den Galgen, das Schafott, das Pulver, das Atom, die Gaskammer, das Krematorium! Der Dichter sinnt in seinen Gedichten über die dunkle Seite des Menschen nach, über sein tierisches Erbteil, welches das dem Menschen als Vernunftwesen immanente unwandelbare Sittengesetz überlagert. Der Mensch handelt jener geheimnisvollen Kraft zuwider, die alles erschafft, dahinrafft und wieder verjüngt schafft, und die manche »Gott« nennen. Ja, er stellt sich diesem gleich, handelt nach dem Raskolnikowschen Prinzip »Alles ist erlaubt«, wenn es ihm nur nützt.
Der Mensch, das dunkle Tier
Gedichte
von Groißmeier, Michael
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Groißmeier, Michael
Michael Groißmeier, geboren 1935 in München, Lyriker und Erzähler, lebt in Dachau. Für sein literarisches Werk wurde er mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit der Bürgermedaille der Großen Kreisstadt Dachau, der Ehrengabe der Stiftung zur Förderung des Schrifttums, dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und dem Bayerischen Poetentaler. Er war Ehrengast der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom. Der literarische Vorlass befindet sich beim Literaturarchiv Monacensia der Landeshauptstadt München. Im Allitera Verlag erschienen »Der Zögling« (Autobiografie), »Im Leuchtkäferlicht« (Haiku), »Suche nach Avalun« (Gedichte), »Garten meiner Kindheit« (Gedichte), »Die Wirklichkeit des Traums« (Gedichte), »Auferstehungslust« (Gedichte), »Die Eiszapfenharfe« (Haiku), »Leben mit Bäumen« (Gedichte und Gedanken), »Atemholen« (Gedichte), »Der Mensch, das dunkle Tier« und »Die Zeitmühle«.