»Man hat vergessen, dass Jacobi ein kenntnisreicher Musiktheoretiker war. Seine Lehrbücher beweisen es.«
Robert M. Helmschrott
Das ›Sonatenbuch‹ von Wolfgang Jacobi (1894–1972) ist nicht als eine distanziert-theoretische Abhandlung, sondern als sehr persönlicher Einsichtgewinn in die Entwicklung der Sonate zu verstehen. Es handelt sich um ein seltenes Zeitzeugnis eines Vertreters derjenigen Generation deutscher Komponisten, welche die musikalische Moderne als ein Kontinuum aus der Tradition der Klassik und Romantik verstanden und dies auch in ihrer kompositorischen Sprache zum Ausdruck brachten. Die Entstehungsgeschichte des ›Sonatenbuchs‹ fällt in eine bewegte Zeit des musikalischen Neubeginns in Deutschland unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Nur wenige Jahre nach der Stunde Null geschrieben, war es dafür konzipiert, Musikstudierenden ein griffiges und übersichtliches, mithin studien- und prüfungsrelevantes Werk an die Hand zu geben, um die umfangreiche musikalische Materie, die mit der Entwicklung der Sonatensatzform verbunden ist, erfassbar zu machen.
Das Buch blieb jedoch zu Lebzeiten Jacobis unveröffentlicht und wurde erst im Jahr 2003 posthum publiziert. Mit der vorliegenden Neuausgabe der Studie als Sonderband in der Reihe »Musikwissenschaftliche Schriften der Hochschule für Musik und Theater München« schließt sich nun ein Kreis, war Die Sonate doch ursprünglich für ebendiese Institution und ihre Studierenden gedacht.