»Münchner Originale«: Leut im alten München!
»In der guten alten Zeit war unsere liebe Stadt München reich an Originalen. Gestalten wie Krenkel, ewiger Hochzeiter, Finessen-Sepperl, Kapellmeister Suzlzbeck usw. waren damals stadtbekannte Persönlichkeiten. […] In unserer ernsten Lebensperiode freuen wir uns doppelt, dich noch einige waschechte Münchner mit Humor und besonderer Originalität zu besitzen und einer von diesen Urmünchnern ist Karl Valentin, der Müncher Original Komiker.«
Erstmalige Veröffentlichung der vollständigen Fotosammlung von Karl Valentin aus dem Stadtarchiv München
Was wäre München ohne seine Originale! Seit kurbayerischer Zeit haben sie hier im öffentlichen Leben eine nachhaltige Rolle gespielt: diese Sonderlinge, Hofnarren, Gaudiburschen, Volkssänger. Leuttratzer, Ratschkatteln, Revoluzzer, Spötter und Spinner. Einer von ihnen, gewiss einer der größten, war Karl Valentin. Heute bezeichnet man ihn als »Kult-Humoristen«, er war aber viel mehr. Unter anderem nämlich, was viele nicht wissen, ein unermüdlicher, sachkundiger Sammler.
Besonders fasziniert war er vom »Alten München«, wie es sich im 18. und vor allem 19. Jahrhundert zeigte. In seiner – noch längst nicht vollständig veröffentlichten – Hinterlassenschaft befinden sich weit über 100 Abbildungen von sogenannten Originalen. Es sind überwiegend Zeitgenossen, denen Valentin begeistert nachgespürt hat. Er sammelte Fotografien, Zeichnungen, Dias, Plakate, Zeitungsausschnitte und Ansichtskarten. All das zeigt sein Anliegen, diese verlorene und bedrohte Alltagskultur für die Nachwelt zu bewahren. Neben Häusern, Plätzen und Straßen lagen Valentin vor allem die Menschen am Herzen – die »Bsonderen«, »Spezialitäten«, die »Originale«. Dafür ging Valentin mit diesen »Münchner orginiellen Persönlichkeiten« auch auf Vortragsreisen. In diversen Wirtshäusern stellte er sie in einem Lichtbildvortrag der Zuhörerschaft vor.
Der Band »Münchner Originale« veröffentlicht erstmalig diese wertvolle Sammlung, heute in Besitz des Münchner Stadtarchivs. Karl Stankiewitz hat dazu Lebensgeschichten oder zumindest biografische Daten der zum Teil in Vergessenheit geratenen Münchner Typen verfasst. Mit gewohnt pointiertierter Feder gelingt es ihm, ein Stück Alt-München wieder zum Leben zu erwecken – ganz so wie es Karl Valentins Wunsch war. Abgesehen davon: Als Journalist ist Stankiewitz ein Kenner der Szene und hat nicht selten mit einigen noch lebenden Menschen dieser alternativen Spezies zu tun …