Neue Erkenntnisse zu Oskar Maria Graf und seiner Kunstkritik
Wie kein anderer Schriftsteller verstand es Oskar Maria Graf, sein Image als »bayerisch-derbes Original« lebenslang aufrechtzuerhalten. Dass der selbsternannte »Provinzschriftsteller«, der auf die Rückseite seiner Visitenkarte »Spezialität: Ländliche Sachen« drucken ließ, über einen Zeitraum von 43 Jahren auch zahlreiche Kunstkritiken verfasste, ist den meisten nicht bekannt. Ferner wurde Grafs Kunstkritik und seine kunstjournalistische Tätigkeit auch in der Forschung bislang nur spärlich behandelt.
Stefan Seidl beleuchtet in seiner Dissertation erstmals ausgiebig diese noch unbekannte Seite des Schriftstellers, der sich sein ganzes Leben mit bildender Kunst beschäftigte. Neben den umfassenden Untersuchungen zu Grafs Tätigkeit als Kunstkritiker, seinen Zugängen, Kontakten und Verbindungen zur bildenden Kunst und zu Künstlern beinhaltet der Band alle bis heute aufgefundenen kunstjournalistischen Texte Oskar Maria Grafs. Seidl hat diese nach den editionsphilologischen Grundsätzen einer historisch-kritischen Ausgabe aufbereitet und präsentiert dem Leser durch einen ausführlichen Apparat mit Bildteil zahlreiche Hintergrundinformationen zum kunstkritischen Gesamtwerk Oskar Maria Grafs.
Über Oskar Maria Graf
Oskar Maria Graf wurde 1894 in Berg am Starnberger See geboren. Von 1911 an lebte er als Schriftsteller in München. Mit seinem Roman »Wir sind Gefangene« gelang ihm 1927 der Durchbruch. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ging er nach Wien, wo er mit seinem berühmten »Verbrennt mich!«-Aufruf gegen das NS-Regime protestierte. Ab 1938 lebte er in New York, wo er das Buch seiner Herkunft und mit ihm ein Stück deutscher Geschichte schrieb : »Das Leben meiner Mutter«. Über Oskar Maria Graf und dessen Verhältnis zur bildenden Kunst und seiner Kunstkritik war bislang wenig bekannt. Der Provinzschriftsteller starb 1967 in New York.
Zur Reihe »Münchner Schriften zur Buch- und Literaturgeschichte. Kleine Reihe«
Die wissenschaftliche Buchreihe »bavaria. Münchner Schriften zur Buch- und Literaturgeschichte« wurde 2013 von Prof. Dr. Christine Haug und Prof. Dr. Waldemar Fromm von der Ludwig-Maximilians-Universität München begründet.
Bislang in der Reihe ebenfalls erschienen:
- »Ein winzig Bild vom großen Leben« von Judith Kemp
- »Der »März«. Geschichte und Profil einer Rundschauzeitschrift« von Katharina Osterauer
- »Die Weiße Rose – Defizite einer Erinnerungskultur« von Kristina Kargl
- »Friedrich Mann und Christian Buddenbrook« von Sophie Strelczyk
- »Statt einer Literaturgeschichte« von Waldemar Fromm