Die umwälzenden wirtschaftlich-gesellschaftlichen Veränderungsprozesse im Zeitalter der Industrialisierung schufen die Grundlage für die Entwicklung eines neuen Orchestertypus, der das Musikleben des 19. Jahrhunderts entscheidend prägen sollte: Unternehmerorchester. Diese unabhängig von staatlichen oder privaten Subventionen agierenden Ensembles boten abseits der Konzertsäle der Hochkultur klassische Musik, zeitgenössische Werke und Unterhaltungsmusik für ein großes Publikum und verbreiteten sie aufgrund ihrer intensiven Reisetätigkeit in ganz Europa. Ausgehend von der Feststellung, dass das Schaffen selbstständiger Orchester, ihre Auswirkungen auf die Musikkultur und ihre Bedeutung für die Entwicklung des Konzertwesens bislang wenig erforscht sind, versteht sich diese Studie als Beitrag zur Vervollständigung der Geschichte des Orchesters sowie als korrigierende Instanz hinsichtlich des meist unterschätzten Stellenwerts der »Privatkapellen«, die ein wichtiges Bindeglied zwischen Unterhaltungs- und Hochkultur darstellten. Anhand zahlreicher Quellen werden die Lebenswirklichkeit der Unternehmerorchester veranschaulicht, ihr Wirken und ihre Reisen dokumentiert und ihre Rolle als Vermittler von Musik und Orchesterkultur in Europa und darüber hinaus analysiert.
Band 14 der Reihe »Beiträge zur Kulturgeschichte der Musik«.